Die strategische Entscheidung von Otto, die eigenständige Marke myToys einzustellen und in die Otto-Plattform zu integrieren, hat innerhalb und außerhalb des Konzerns Wellen geschlagen. Gerüchten zufolge hat es vor allem im Otto-Wholesale für hohe Unsicherheit gesorgt, die bis heute anhält. Denn Otto bleibt nach wie vor vage, wie die Integration von myToys aussehen soll. Vor allem hat das Unternehmen zwar einen Sozialplan für die rund 800 myToys-Mitarbeitenden angekündigt, deren Ausarbeitung jedoch scheint sich in die Länge zu ziehen – und damit auch die Klarheit für die Betroffenen, ob und wenn ja für wie viele von ihnen es in der neuen Struktur noch Platz gibt. Mit ersten Konsequenzen: Die Otto Group hat bereits viele Power-Mitarbeiter – und mit ihnen ihre Kompetenz – verloren und es ist davon auszugehen, dass auch noch weitere Mitarbeiter den Konzern verlassen werden.
Auch die Hersteller und Händler sind ob der unklaren Ausrichtung von Otto verunsichert. Viele fürchten Einschränkungen bei der Vermarktung ihrer Produkte und tun sich schwer, in der aktuell unklaren Marktlage, Entscheidungen zu treffen und sich selbst zu positionieren. Vor allem solche, die neben Platzhirsch Amazon ausschließlich oder zumindest vorrangig über myToys vertrieben haben, sind jetzt natürlich unter Zugzwang, neue Absatzmöglichkeiten zu finden.
Der Spielzeugmarkt ist ein enorm wettbewerbsintensives und margenschwaches Segment. Vor diesem Hintergrund stehen Spielzeughersteller und -händler vor der Herausforderung, ihr Sortiment profitabel zu halten. Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen sie die Wertschöpfungskette dominieren und kontrollieren. Die vertikale Dominanz von Lieferanten und Lieferketten über Kundenbindung und CLVs bis hin zu App-Usern wird zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Dabei spielen vor allem zwei Aspekte eine zentrale Rolle:
Auch wenn es seit der Ankündigung im März nach außen hin etwas ruhiger um das myToys-Thema geworden ist: Man erkennt bereits, dass Otto bei der Abwicklung der Marke auf die Tube drückt. Kein Wunder: Noch scheint Weihnachten weit weg. Doch spätestens im November geht die umsatzstärkste – und damit für den Handel wichtigste – Zeit des Jahres los. Otto ist gut beraten, die neue Struktur bis dahin weitestgehend auf den Weg gebracht zu haben. Und auch alle anderen Player müssen und werden sich bis dahin positionieren, um sich möglichst viel des Kuchens zu sichern – und so eine bestmögliche Grundlage für ihre zukünftige Marktposition zu legen. Für Händler ist die Lage gleichzeitig die größte Herausforderung, aber auch die größte Chance. Denn die Disruption schafft eine kurzzeitige Lücke, in der sie sich platzieren und festigen können, bevor der Markt sich neu sortiert hat.